1 - Sakralität und Sakralisierung. Wie kann Zeit geheiligt werden? [ID:2144]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren, Kommilitoninnen und Kommilitonen,

ich danke zunächst für diese sehr liebevolle Präsentation.

Es ist ja so, dass man das ja eigentlich immer ein bisschen verschämt zur Kenntnis nehmen kann nur.

Meine Damen und Herren, darf am Karfreitag getanzt werden, sollen Diskotheken auch an diesem Tage geöffnet sein.

Wir haben die Diskussionen noch im Ohr.

Gottesdienste und Matthäus-Passionen scheinen auf verlorenen Posten gegenüber DJ und anderen Interessen.

Eine Attacke auf einen geheiligten Tag.

Nur kurz zuvor gelangte der Karfreitag in Kuba durch den Papstbesuch wieder zu Ehren, zu neuen Ehren.

Der Gegensatz oder der Vergleich scheinen fast paradox zu sein.

Dies zeigt, dass selbst im vermeintlich langfristig christlich dominierten Räumen über heilige Zeiten gestritten wurde und wird.

Heilige Zeiten sind offensichtlich bis heute verhandelbar.

War dies schon immer so?

Oder ist dies nur eine Tendenz neuer Zeiten, welche alte Zöpfe abschneiden will oder dem Willen des Volkes in dieser oder jener Richtung nachgibt?

Gegen den tanzfreien Karfreitag zu protestieren ist das eine.

Damit wird Zeit entheiligt.

Aber was ist uns denn heute überhaupt noch heilig?

Wenn wir auf die Straße gehen und Passanten danach fragen, was ihnen oder genauer vielleicht welche Zeiten ihnen heilig sind,

dann würde man vielleicht Antworten erhalten wie die Mittagspause, die Freizeit oder die Ferien.

Seltener würde jemand die vergangene Karwoche, die in vielen Sprachen der christlichen Kulturkreise als Semensaint, Semana Santa oder als Heilige Woche bezeichnet wird,

als Beispiel anführen.

Dies zeigt, unter heilig versteht man heute oftmals etwas sehr Handfestes.

So kann mir ja auch mein Auto heilig sein.

Nur noch selten sind es die lange Zeit in Europa dominierenden christlichen Zuschreibungen,

die in klassischen Ausdrücken auf die Zeiten mit Heiliger Woche oder auch Heiliger Nacht,

aber auch auf den Raum hin mit Begriffen wie Heiligem Land, Heiligen Städten oder anderen Dingen lange Zeit dominierten.

Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie herzlich zur Ringvorlesung Was ist Sakralperspektiven des Heiligen?

Die DFG Forschergruppe hat Frau Jägi einleitend schon genannt.

Seien Sie also so zahlreich hier in diesem Raum begrüßt.

Die Zeit am Mittwoch um 18.15 Uhr sollte nicht nur heute, sondern auch in den kommenden zwei Monaten für Sie eine heilige Zeit sein.

Mit dieser Ringvorlesung stellt sich die eben schon genannte Forschergruppe Sakralität und Sakralisierung

in Mittelalter und früher Neuzeit interkulturelle Perspektiven in Europa und Asien vor,

und zwar einem größeren Publikum vor.

Im November hatten wir schon eine kleine Auftaktveranstaltung und dort unsere Forschungsperspektiven vorgestellt,

konnten aber damals nicht das gesamte Fächerspektrum, das sich mit Themen von Westeuropa bis Ostasien beschäftigt, zu Wort kommen lassen.

Dies wird nun sukzessive in den kommenden Wochen geschehen.

Und ich lade schon jetzt auch ein zur Vorlesung in der nächsten Woche,

die mit einem auswärtigen Vortrag zusätzlich zu dem üblichen Programm von Peter Strohschneider bestritten wird.

Die entsprechenden Flyer haben Sie vorne auf dem Tisch auch noch zu Ihrer Verfügung.

Dem heutigen Abend ist es vorbehalten, kurz zum Gesamtthema Stellung zu beziehen,

um so dann mit einigen Bemerkungen zur Heiligung von Zeit im lateinisch-christlichen Mittelalter

und ihrer Bedeutung für mittelalterliche Politik zu fragen,

heiliger Zeit in den Grenzräumen des muslimisch-christlichen Mittelalters überzuleiten.

Ihr Heiligkeit weniger der Begriff Gott bestimmen die Schwerpunkte zahlreicher Werke der neueren Religionswissenschaft und Religionsgeschichte.

Wenn die Vertreter dieser Ansichten Recht haben und wenn Sakralität oder Heiligkeit als das weitergefasste Konzept über die christliche Religion hinausweist,

dann wird es auch für ein Projekt wie das unsrige über Heilige wichtig zu fragen,

wie Sakralität zu definieren ist und wie sich Sakralisierungsprozesse beschreiben lassen.

Die klassische Definition des Heiligen von Mircea Eliade ging von einer Dichotomie aus.

Heilig und profan standen in dieser Konzeption einander gegenüber.

Mircea Eliade setzt, Zitat, in irgendeiner Weise das Heilige und das religiöse Leben dem profanen und dem weltlichen Leben entgegen, Zitat Ende.

Presenters

Prof. Dr. Klaus Herbers Prof. Dr. Klaus Herbers
MA Christian Saßenscheidt MA Christian Saßenscheidt

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:44:21 Min

Aufnahmedatum

2012-04-18

Hochgeladen am

2012-04-24 15:10:03

Sprache

de-DE

Wie kann Zeit geheiligt werden? Zeit ist, von der biblischen Siebentageswoche bis zur "Heiligen Nacht" oder der "Heiligen Woche", ein wichtiger Kristallisationspunkt von Heiligkeit. So wurde und wird auch Heiliger an bestimmten Tagen, eben heiligen Zeiten, gedacht. Die Vorträge zeichnen den Weg der historischen Entwicklung in Westeuropa und schliesslich die Rezeption von Heiligenfesten im spanischen Raum, zunächst der christlich-arabischen, dann auch im islamisch-arabischen Kalenderwesen nach und zeigt so, wie Zeit ge- und entheiligt werden kann.

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